Der Schöne und das Biest



Samstag, 11. September 2010

Tage danach

Die Fotobücher vom Urlaub sind da. Ich musste lange drauf warten, länger als gewöhnlich, aber jetzt halte ich sie in Händen, eine schwarze Plastiktüte. Auf dem Weg zum Auto überkommt mich das Gefühl, dass ich gerade wesentlich mehr in meine Händen halte, als ein paar Erinnerungen. Mein ganzes Glück, mein ganzen Leben steckt da drin. Das kann ich doch nicht einfach so aufgeben, das will ich nicht aufgeben.

Am Abend sehen uns zum ersten Mal wieder nach der SMS, ich hole ihn ab, es ist spät, aber er ist ausnehmend guter Laune. Freiwilliges Begrüßungsküsschen, vllt weil ich ein paar Tage zuvor mal wieder unsere mangelden Rituale kritisiert habe. Der weitere Abend verläuft entspannt und eng aneinander, keine Spur von Ablehnung, gedanklicher Abwesenheit und irgendeiner anderen Problematik. In der Nacht suche ich ebenfalls seine Nähe, sonst ist es immer umgekehrt, nur eben die letzten Tage ging gar nichts.

Der Kummer steht mir nicht nur ins Gesicht geschrieben, es ist mir auch noch auf den Magen geschlagen. Ich kann kaum etwas essen, Hälfte vom halben Brötchen maximal, und wenn ich dann was gegessen haben ist es auch nicht besser, Übelkeit, Brechreiz. Gar nichts Essen geht ebenfalls nicht. Das ist nach drei Tagen auch so ziemlich jedem in meinem Umfeld aufgefallen, ihm auch und er fragt nach, aber ne Magenproblematik kann man ja auch einfach so mal haben.

Und auch sonst scheint bei ihm alles entspannt zu sein, wir haben sogar schon Planung gemacht für die Weihnachtsfeiertage und über alle anderen Sachen gesprochen, die in der Familie so auf den Tisch kommen.
Alles normal, wie vorher auch. Vllt ahnt auch er dass mehr dahinter steckt, aber von Gewissensbissen auch hier keine Spur. Höchstens, dass er nicht achtsam genug war, sein Handy jedenfalls bekomme ich z.Z. nicht mal zu sehen, geschweige denn dass es irgendwo rumliegt.

Es gibt keinen Rat mehr, den mir nicht irgendwer schon mal gegeben hätte. Ich habe mich zwei Freundinnen anvertraut, der einen bis ins letzte Detail, mit der Folge, dass sie nun furchtbar wütend auf ihn ist und kaum weniger wütend auf mich, dass ich nicht in der Lage bin, entsprechend zu reagieren. Und das ist mal wieder der Grund, warum ich lieber ecuh belästige als meine Freundin. Bitte seht es mir nach. Ihr könnt es lesen, euch wundern, es abhaken, euch entscheiden nicht nochmal so lange Beiträge von mir zu lesen, es steht doch immer nur dasselbe drin und es kann euch zudem auch noch egal sein. Es hilft keine Rat und keine Kritik, das weiß ich doch auch alles selbst.
Ist son bisschen vielleicht wie bei den Magersüchtigenblogs, wo ich ja immer gerne mal rumstänker, dass das nichts bringt mit 600 kcal pro Tag und klarer Gemüsebrühe, das wissen die auch alles selbst und ändern nichts...


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Herr B. - 11. Sep, 13:22

Eigentlich sollte ich wohl nicht lesen, was hier steht, denn vieles erinnert mich an meine Geschichte, die schon zwei Monate alt und doch noch ganz aktuell ist - heute, an einem so schönen Sommertag schmerzt sie wieder mehr denn je.
Aber nun lese ich, und mehr als das, was man mir immer gesagt hat und noch sagt, könnte ich Dir auch nicht schreiben: Du brauchst Klarheit, Karten auf den Tisch, alles oder nichts. Das "ich hoffe, dass alles wieder gut wird und ich mich geirrt habe" frisst Dich und den Rest der Beziehung auf Dauer auf ...

Biest - 11. Sep, 13:33

An dem Punkt war wir vor zwei Jahren schon, und vor drei auch, ich kann nicht wirklich sagen, dass es der Beziehung geschadet hat, also es gab nie andere Gründe die mich wirklich so unzufrieden machen, dass ich über Trennung nachgedacht hätte, das war in früheren Beziehungen ganz anders. Aber der Punkt an dem wir jetzt wieder sind, kehrt halt immer wieder, und es tut schon sehr weh. Aber zwei tage danach wage ich schon wieder zu behaupten, dass es das wert ist. Und ich war auch schon lange soweit ihm seine "Spielchen" zu lassen, solange es nur bei harmlosen Geplänkle bleibt und hat die Beziehung ja nicht wirklich belastet. Aber vor zwei Wochen kam er vom Seminar zurück und war ... irgendwie anders... Und alle dummen Gedanken sind sofort wieder da, einmal ins Handy geschaut und zack die Quittung bekommen
Herr B. - 11. Sep, 13:38

Gab es denn einen Grund, in sein Handy zu schauen? Klingt ja erst einmal nicht unbedingt nach einem vertrauensvollen Verhältnis ... Mir scheint, dass Du bereit bist, über Vieles hinwegzusehen, nur um die Beziehung nicht zu gefährden. Und so, wie Du es schreibst, bist Du Dir sicher, dass es das auch wert ist. Die Frage ist nur, ob er das auch so sieht? Für mich liest sich das nach diesem ersten kurzen Eindruck so ein bisschen wie eine Alibibeziehung. Es ist bequem, man hat sein Zuhause, in das man sich jederzeit zurückziehen kann, und unterdessen kann man sich in der großen Welt austoben. Das wäre alles andere als fair Dir gegenüber.
Biest - 11. Sep, 15:36

Einen Grund ja, er war Nächte weg, wir telefonieren jeden Abend wenn wir uns nicht sehen können, an einem Abend war er nicht erreichbar. Das war jetzt noch nicht so schlimm, aber als er wiederkam, war er anders. Ich hatte das Gefühl dass er mir aus dem Weg geht und Körperkontakt gänzlich meidet, also auch kein Küsschen oder so. Alles zusammen ergibt dann sowas wie einen Grund. Dazu kommt, dass wir nicht offiziell zusammen wohnen. Es ist meistens hier, bleibt aber hin und wieder bei seinen Eltern. Und ich verstehe nicht, wozu man eine Alibibeziehung braucht um sich auszutoben, das geht doch ohne viel besser, bzw. ist wesentlich stressfreier.
Und wenn diese Beziehung ihm nichts wert ist, dann kann er doch gehen, hätte er auch zu früheren Zeitpunkten schon tun können...
Herr B. - 11. Sep, 15:41

Ich kann Dir diese Fragen natürlich aus der Ferne nicht beantworten ... Vielleicht will er sich auch einfach nicht festlegen, vielleicht fehlt ihm etwas in Eurer Beziehung ... Gründe gäbe es viele. Aber um nicht in die Glaskugel sehen zu müssen, hilft nur Ehrlichkeit und eben Reden. Ich hab das nach meiner Trennung von E. noch zwei Mal getan - einmal neun und einmal zwölf Stunden. Und es hat mir geholfen, auch wenn es mir gerade heute wieder bescheiden geht. Übrigens haben wir auch nicht zusammen gewohnt, das war aber nie ein Problem, bis auf die fehlende Spontanität.
romeomikezulu - 13. Sep, 12:25

"Und ich verstehe nicht, wozu man eine Alibibeziehung braucht um sich auszutoben, das geht doch ohne viel besser..." - also das kann auch nur eine FRAU sagen, aber echt.

Es gibt aber Menschen, die ticken nicht so. Die nehmen sich dort, wo sie gerade sind (!) das Beste mit, und den Rest kaufen sie eben woanders ein. Bzw. nehmen es gratis mit.

Du wirst Dir abschließend überlegen müssen, ob Du ihm "die Spielchen" genehmigst durch Dein Verhalten - er wird dann stets sagen können, Du hättest ja nie wirklich was dagegen gehabt, sonst wärst Du ja nicht ohne Bedingungen bei ihm geblieben - zwar ein Totschlagargument, aber kaum zu widerlegen.
Etwas Ähnliches wird Dir sicher die eine oder andere Freundin auch schon gesagt haben.

Sieh mal, es ist völlig in Ordnung, wenn Du damit leben kannst, nicht die einzige Frau im Leben eines Mannes (bzw. dieses Mannes) zu sein. Wenn Du sagen würdest, Du bekommst so viel von ihm, das würde Dir reichen usw. usw.

Falls das aber nicht der Fall ist, läuft die Zeit allein
absolut gegen Dich, das muss Dir eben auch klar sein.

...oder die Schattenseiten
einer glücklichen Beziehung

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